Systemische Therapie

Die systemische Therapie hat sich aus Ansätzen der Familientherapie beginnend in den 1950er Jahren (Virginia Satir, Don Jackson) und insbesondere seit den 1970er Jahren (Mara Palazzoli, Helm Stierlin, Steve de Shazer) entwickelt. Hierbei steht der soziale Kontext psychischer Probleme im Vordergrund, insbesondere die Interaktionen innerhalb eines „lebenden Systems“ (Familien oder Organisationen) und dessen sozialer Umwelt. Große Bedeutung für das Zustandekommen oder Überwinden von Problemen wird dabei den nicht klar benannten Normen des Zusammenlebens zugeschrieben („Familienregeln“, „Organisationsregeln“), die dem System Stabilität verleihen. In ungünstigen Fällen kann es vorkommen, dass eine oder mehrere Personen des Systems „Problemverhalten“ zeigen, was auch gewisse Vorteile hat, z.B., indem es hilft, das Gesamtsystem zu stabilisieren. Ein Beispiel mag kritisches, oppositionelles Verhalten eines Jugendlichen sein, der durch die ihm zuteilwerdende Aufmerksamkeit die brüchige Beziehung der Eltern und damit das Familiensystem stabilisiert. Dies bedeutet, dass die Suche nach dem „Sündenbock“, „Problemkind“ o.ä. im Rahmen der systemischen Therapie sinnlos erscheint, da stets der Systemzusammenhang im Mittelpunkt steht. Es dreht sich also darum, das System aus seinem bisherigen ungünstigen Gleichgewicht zu bringen und einen neuen stabilen Zustand zu erreichen, der es erlaubt, auf Problemverhalten eher zu „verzichten“. Dies kann im o.g. Beispiel auch z.B. über eine Verbesserung der elterlichen Beziehung gelingen. Das Menschenbild orientiert sich an der positiven Psychologie, ein starker Fokus wird auf die Aktivierung von Ressourcen, Stärken und Kompetenzen gelegt, die für eine positive Lebensgestaltung genutzt werden können. Weiterhin wird anerkannt, dass es keine „objektive Wirklichkeit“ gibt, da dies durch die menschliche Wahrnehmung gar nicht erfasst werden kann, sondern dass jedes Systemmitglied seine individuell gültige Wirklichkeit konstruiert. Im Fall ungünstiger Wirklichkeitskonstruktionen sollte an diesen Mechanismen angesetzt werden, um eine größere subjektive Zufriedenheit zu erreichen.

Methoden der systemischen Therapie sind z.B.

  • Zirkuläre Fragen – Verweise auf den vermeintlichen Standpunkt (anwesender) Dritter
  • Paradoxe Interventionen – i.d.R. Verschreibung des Problemverhaltens um Automatismen zu erkennen und zu durchbrechen
  • Positives Konnotieren und Reframing – z.B. Herausarbeiten positiver Aspekte des Problemverhaltens (für das System), Anregung von Bedeutungs- und Interpretationsveränderungen
  • Einsatz von Metaphern und Parabeln
  • Skulptur/ Soziogramm – plastische oder grafische Darstellung von Familien(System)beziehungen

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